Mundartgeschichte
Nochn longin Winto frait sich in Leasach Jung und Olt af´n Longas. Isch do Tolge Schnea wek, sicht man schon die erschtn Potonieslan. In do Logge wotzlnt bold a Haufe Tschoggenagilan. Daurt nicht, fint man schon die erscht´n Guguhantscha. Die Tschojn baunt seira Eschto und mit die Schwolb´n kemmint a wiedo die Summofrischla, dei man schwar betaitsch´n tuet.
Und so klingt die Geschichte auf Hochdeutsch: Nach einem langen Winter freuen sich im Lesachtal Jung und Alt auf den Frühling. Ist der Schnee geschmolzen erscheinen schon die ersten Krokusse, die Pfützen scheinen vor lauter Kaulquappen zu brodeln. Bald darauf erblüht der stengellose Enzian. Die Eichelhäher bauen ihre Nester und mit den Schwalben besuchen uns auch wieder viele Gäste, denen man eben das, was wir jetzt vortragen, übersetzen muss.
*********
Kimb ans af die Welt, is a Putzile, des mocht a morts Gschra, bis ba do Muoto ihrdo Bruscht tuttln dorf. Wenn dos Robasl is Wampile volla hot, tuets fescht gropazn. Werds Gitschile odo is Biebl greaßa, mueß man´s mit´n Löffl gazn. Das is Pfatl et ungizeitit werd, bintit man ihme a Partile uma. Nochn Essn mochts wie die groaßn Leit a Nopfatzl. Speita, wenns schon Plente, Frigga und Schottenecklan kajn konn, verhungerts niema, und die Mame konn wiedo mit´n Voto a bissl schean tuen.
Erblickt ein Baby das Licht der Welt, macht es ein fürchterliches Geschrei, bis es gestillt wird. Ist es satt, macht es ein kräftiges Bäuerchen (= rülpst laut). Ist das Kind größer, füttert man es mit dem Löffel. Damit das Hemdchen keinen Fleck abbekommt, wird ein Lätzchen umgebunden. Nach dem Essen schläft es. Später, wenn es Polenta, Frigga und Quarkklößchen kauen kann, verhungert es sicher nicht mehr und die Eltern können sich hin und wieder erbaulicheren Dingen widmen.
*********
Ze Peato und Paul isch af do Kirchgosse wido viel lous. A Vetto va do Oubogaile bretscht mit a Mueme va do Frune. Bada ont is scheanschte Giwond un. Di Mueme frei is Bairische mit´n seidan Firtach. Di Gitsche doneb´n isch a schon a wantscha Tudl, mit feschta Stuzn, woltan Holz ba do Wond, obo tschufat wie heintzitoge die meischtn saint. Is Biebl doneibn a letzo Grogge, obo guetmaulat, wia a Scharnschleifa. Er tickt in Peato der haint Numenstog ot, Do Peato mit´n Schlissl, haut in Paule lei a bissl. Do do Paule mit´n Schwert haut in Peato bis a blerrt.
Am Liesinger Festtag Peter und Paul (29. Juni) geht es auf dem Kirchplatz hoch her. Ein älterer Herr aus Obergail unterhält sich mit einer Dame aus Frohn. Beide sind festlich gekleidet, die Frau trägt zu ihrer Bäurischen Tracht eine seidene Schürze. Das danebenstehende Mädchen ist auch schon ein stattliches Frauenzimmer mit strammen Waden, wohlgeformt und gut bestückt, scheinbar unfrisiert – eben nach der heutigen Mode gestylt. In der Gruppe ist auch ein schmächtiges Bürschchen, aber ausgestattet mit einem Mundwerk wie ein Scherenschleifer. Er neckt Peter, der heute Namenstag hat.